Mittwoch, 23. Januar 2013

Goldsektor: All-in Costs bald ein Industriestandard?

Nach einer aktuellen Studie eines australischen Brokerhauses sind die Cash Costs der Goldförderer global rund 50% höher als die Kosten, welche die Produzenten in ihren Finanzreports veröffentlichen und auf ihrer Homepage präsentieren. Das Brokerhaus sieht nach tiefgründigen Recherchen die durchschnittlichen Produktionskosten bei 1.170 USD auf die Feinunze Gold gerechnet, anstatt der ausgewiesenen Cash Costs von 773 USD im Schnitt bei den Goldproduzenten. Diese Erkenntnis ist heute absolut keine Überraschung mehr und wurde schließlich einige Male in den vergangenen 12+ Monaten angeprangert. Werden alle realen Kosten der Förderung zusammengezählt (inkl. Ausgaben für Exploration, Entwicklung, G&A, Ressourcendeckung, sowie die Wertminderungen durch die Förderung etc.), notiert der globale Average pro produzierte Goldunze vermutlich sogar nördlich von 1.400 USD. 

Der Ausweis der Produktionskosten der Goldproduzenten auf Cash Costs Basis (egal ob net of by-product oder co-product) ist längst überholt und keinesfalls mehr repräsentativ. Es ist heutzutage überhaupt nicht mehr ersichtlich, wie effizient und profitabel ein Unternehmen arbeitet, wenn es lediglich die reinen, operativen Förderkosten publiziert. So wird die Allgemeinheit nicht nur in die Irre geführt, dieser Ausweis wirkt sich auch mehr und mehr negativ auf die Qualitätsstandards, die Glaubwürdigkeit und die Reputation der Branche aus. Investoren und Institutionelle wollen in ihren Investitionsentscheidungen und ihren Bewertung schließlich stets die realen Kosten eines Unternehmens sehen. Ohne diese sind viele Kalkulationen schlichtweg unbrauchbar. Demnach ist es nun mehr als angebracht, dass die Produzenten den Appell sehr ernst nehmen und schnellstmöglich Lösungen finden und für mehr Transparenz sorgen. Dies wird den Unternehmen auch helfen wieder mehr Vertrauen zurückzugewinnen.

Der Senior Goldcorp (NYE.GG) hat als Erster unter den Majors nun offiziell Maßnahmen eingeleitet und will als Vorbild in der Goldbranche vorangehen, wie es auch der aktuellen Unternehmenspräsentation ersichtlich ist (siehe Grafik unten). Andere große Goldproduzenten wie Barrick Gold (NYE.ABX), AngloGold Ashanti (NYE.AU) oder Newmont Mining (NYE.NEM) haben ähnliche Maßnahmen angekündigt. Es wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung, wenn die All-in Costs mittelfristig zu einem Industriestandard gemacht werden. Hierbei sollte auch wahrheitsgemäß erwähnt werden, dass es sehr wünschenswert wäre, wenn sich ein solcher Industriestandard auch passend in der Silberbranche und in anderen Rohstoffsektoren durchsetzen würde. Denn nicht nur die Goldproduzenten müssen für mehr Transparenz bei den realen Kosten sorgen.


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